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Essen & Trinken

Essen mit gutem Gewissen: Vegetarische und vegane Ernährung bei Diabetes

Vegetarische und vegane Ernährung bei Diabetes

Rund acht Millionen Menschen in Deutschland leben vegetarisch, so eine Erhebung aus dem Jahr 2022 des Instituts für Demoskopie in Allensbach. 2,6 Millionen Deutsche gehen sogar noch weiter: Sie verzichten konsequent auf Nahrungsmittel tierischer Herkunft und ernähren sich vegan. Kein Fleisch, keine Wurst, kein Käse, keine Eier, keine Kuhmilch, kein Honig – stattdessen kommen ausschließlich pflanzliche Produkte auf den Tisch.
Marcel W. hat das drei Monate lang ausprobiert. Nicht aus Gewissensgründen, wie viele andere Veganer, sondern für seinen Diabetes. „Ich habe gerne und viel Fleisch gegessen“, erzählt er. „Ich hatte aber regelmäßig das Problem, dass die Blutzuckerwerte Stunden nach dem Essen unvorhersehbar in die Höhe geschossen sind.“ Die Basalrate der Insulinpumpe erwies sich als okay, doch auch mit einem verzögerten Bolus kam Marcel nicht weiter. Marcel ist von Beruf Koch und entsprechend gerne probiert er Neues aus. Ein Gast brachte ihn schließlich auf die Idee, es mit veganer Ernährung zu probieren. Trotzdem: „Für mich war das komplettes Neuland“, sagt er. „Aber es hat viel Spaß gemacht, sich in das Thema einzuarbeiten.“ Und – so viel sei schon verraten: Es hat sich gelohnt.

Mehr Pflanze auf den Teller

Pflanzliche Alternativen zu tierischen Produkten findet man am ehesten im Reformhaus oder Bioladen und zunehmend sogar im Supermarkt. Sei es Aufschnitt und Bratlinge ohne Fleisch, spezielle Ei-Ersatzprodukte, Allerlei aus Nüssen, Sojamilch und -joghurt, Käseimitate, Agavendicksaft zum Süßen und viele Getreidesorten, das Angebot ist groß und wächst ständig, denn der Markt stellt sich auf die zunehmende Nachfrage ein. Außerdem kennzeichnen viele Hersteller ihre Produkte inzwischen als „vegetarisch“ oder „vegan“. Beim Kochen hat sich Marcel W. von Büchern anregen lassen und war erstaunt, was sich aus den rein pflanzlichen Zutaten alles zaubern lässt. An seinem Arbeitsplatz allerdings musste der Koch dann doch ein Auge zudrücken, denn hier steht „ganz normale Küche“ auf dem Speiseplan. Auch Gerichte mit Fleisch und Milchprodukte müssen abgeschmeckt werden. „War für mich aber kein Problem, denn ich habe die vegane Ernährung ja nicht als Gewissensfrage gesehen“, sagt er. „Und mein Chef hat auch Rücksicht genommen.“

Positive Auswirkungen auf den Blutzucker

Marcel W. war angenehm überrascht von seinem Selbstversuch. Der unkalkulierbare Anstieg des Blutzuckers, wie er ihn beim Genuss von Fleisch und Wurst erlebt hat, verschwand praktisch vom ersten Tag an. Sein HbA1c-Wert verbesserte sich von 8,4 % auf 7,2 %. Die Basalrate konnte er um fast ein Drittel reduzieren. „Im ersten Monat musste ich die Basalrate fast täglich neu anpassen“, erzählt er. Und er hat mehr als zehn Kilo abgenommen. „Ein kleiner Nebeneffekt sozusagen“, wie er meint. Komplett vegan ernähren will er sich aber in Zukunft nicht. „Einen Tag pro Woche Fleisch oder Fisch muss schon drin sein“, sagt er. „Lieber weniger, dafür bessere Qualität.“

Gesünder leben mit Typ-1-Diabetes

Ob vegetarisch oder vegan, ob vollkommener Verzicht auf tierische Produkte oder reduzieren des Konsums: Abgesehen vom ethisch-moralischen Aspekt bedeutet dies, sich bewusst mit Ernährung zu beschäftigen und gesünder zu leben. Das muss nicht aufwendig sein. Gemüse, Getreide und Hülsenfrüchte, die in der fleischlosen Küche eine große Rolle spielen, sind im Supermarkt günstig zu bekommen und können in den Speiseplan eingebaut werden. Wer Neues entdecken will, findet von Reformhaus bis Discounter Alternativen zu Fleisch, aus denen sich vielseitige Gerichte zubereiten lassen. Dazu gehören zum Beispiel Tofu und Lupinenprodukte sowie Getreide wie Bulgur, Amaranth und Quinoa. Sie sind reich an Ballast- und Mineralstoffen und lassen den Blutzucker nur langsam ansteigen. Ideal für die Ernährung bei Diabetes. Wer es einfacher mag, kann im Reformhaus oder Supermarkt auf Fertigprodukte zurückgreifen. Dazu gehören zum Beispiel Bratlinge und „fleischlose Schnitzel“, Brotaufstriche oder Dinkel im Kochbeutel. Viele Produkte versuchen, Fleisch in Geschmack und Aussehen nachzuahmen. Das kann den Umstieg erleichtern.
Für Marcel W. steht fest, dass er seine Ernährung auf Dauer umstellen will – seinem Diabetes zuliebe. „Ich bin 24“, sagt er, „und will möglichst noch viele Jahre ohne Folgeerkrankungen leben.“

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Vegane oder vegetarische Ernährung kann sich positiv auf den Blutzuckerwert auswirken. Marcel W. hat es ausprobiert

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Mit Typ-1-Diabetes kann eine überwiegend pflanzliche Ernährung mit vielen Vorteilen verbunden sein. Wichtig ist, bestimmte Mikronährstoffe im Blick zu behalten. So zum Beispiel Vitamin B12.