Der Diabetes heiratet mit
Der Diabetes heiratet mit
Als ob so eine Hochzeitsfeier nicht genug Planung wäre! Auch wenn man helfende Hände von allen Seiten hat, tut sich eine schier endlos scheinende To-Do-Liste auf: Das Datum muss festgelegt werden, der Termin beim Standesamt gebucht, die Location gefunden und die Gäste eingeladen. Das Essen, das Programm. Das Kleid.
Und – achja, der Diabetes. Der macht ja bekanntlich auch an wichtigen Tagen keine Pause und möchte genau so viel Beachtung wie sonst auch. Natürlich solltet ihr an so einem besonderen Tag den Diabetes nicht absolut in den Mittelpunkt stellen, alles vielleicht ein bisschen lockerer sehen – aber eben auch nicht komplett ignorieren. Denn wer möchte denn schon die Traurede durch einen fiesen Hypo-Nebel wahrnehmen oder die Torte anschneiden, aber nichts davon essen, weil die Werte sich jenseits von Gut und Böse befinden?
Mein Tipp für besondere Tage wie diesen ist: Tut nichts Ungewöhnliches, was ihr vorher nicht ausprobiert habt. Das bringt nur unterschwellig mehr Stress, als dass es euch den Tag erleichtert. Ihr möchtet an diesem Tag lieber „pumpenfrei“ sein? Fein, aber stellt vielleicht erst nicht einen Tag vorher auf die ICT um, sondern gebt euch einige Zeit, um alles anzupassen. Der Sensor soll nicht sichtbar sein? Sicher ist es auch in Ordnung, ihn an einer anderen Stelle zu tragen – aber probiert diese doch bereits vorher ein paar Mal aus und seht, ob die Glukosewerte auch an nicht offiziell zugelassenen Stellen mit den blutigen Messwerten übereinstimmen.
Auch bei der Auswahl des Kleids lässt sich viel machen: So könntet ihr die Schneiderin eine kleine, mit Klett verschließbare „Naht“ am Bauch einbauen lassen, um euer Insulin zu spritzen, ohne euch auf die Toilette verziehen oder euch entblößen zu müssen. Auch für die Pumpe kann eine kleine Tasche eingenäht werden, die leicht von außen zugänglich ist.
Jens und Corinna sind beide Typ 1-Diabetiker und haben sich so auch kennengelernt. Die beiden sind seit Dezember 2018 verheiratet und erzählen euch in einem kleinen Interview, wie ihre Hochzeit ablief und worauf sie geachtet haben:
Ihr habt beide Typ-1-Diabetes. Hat der Diabetes etwas damit zu tun, wie ihr euch kennengelernt habt?
Ja, der Diabetes hat uns im Jahr 2016 in der Diabetesklinik in Bad Mergentheim zusammen gebracht. Wir hatten dort zwei Wochen Zeit, um aufeinander zu sitzen und uns kennenzulernen :)
Seit dem 22.12.2018 seid ihr verheiratet. Habt ihr an diesem Tag diabetestechnisch etwas geändert, wie z.B. Sensor oder Pumpe nicht getragen, um nichts "sichtbares" an sich zu haben - oder war alles wie immer?
Nein, wir haben an unserer Therapieform für diesen Tag nichts geändert und alles so gelassen, wie es ist. Lediglich die Pumpe woanders eine Halterung: In einem Strumpfband am Oberschenkel unter dem Brautkleid.
Welchen Tipp würdet ihr einem Diabetiker geben, der bald heiratet?
Lasst euch an diesem Tag nicht vom Diabetes einschränken! Jedes Kleid geht, die Pumpe findet immer irgendwo Platz und auch den Sensor kann man natürlich liegen lassen. Wenn die Pumpe die Möglichkeit bietet, per Fernsteuerung bedient zu werden, ist das natürlich sehr praktisch, da man sie so nicht erst unter dem Kleid suchen muss.