Alle Jahre wieder – Weihnachten mit der Verwandtschaft

Alle Jahre wieder - Weihnachten! Eins gleich vorweg: Ich LIEBE Weihnachten. Oder sollte ich eher sagen: „Ich liebe die Vorweihnachtszeit“? Denn sobald dann der Tag der Tage, der Heilige Abend und die anschließenden Feiertage tatsächlich da sind, komme ich jedes Jahr aufs Neue ernüchtert auf dem Boden der Tatsachen auf. Der Grund? Meine Verwandtschaft!

Es könnte alles so schön sein. Man richtet sich hübsch her, hat irgendwo unter dem festlichen Kleid einen Platz für die Pumpe gefunden (und hey, selbst wenn ihr in Jogginghose feiert: I don’t judge!), setzt sich ins Auto und

… würde sich am liebsten in eben dieses wieder hinein setzen, sobald man von der ersten Tante keine Schokolade geschenkt bekommt wie alle anderen im Raum.

Man hat ja schließlich Diabetes!

Und scheinbar die ganz schwere Form davon, wenn man den Gesprächen den Rest des Tags über so lauscht. Die Insulinpumpe als neues Gadget, was einem selbst ungemein das Leben erleichtert und welche man freudig der Familie zeigt? Ich muss ja quasi schon mit einem Bein im Grab stehen, wenn es schon so weit gekommen ist mit mir und meinem Diabetes!

Dass ich aus Frustration dann drei Klöße statt einem verdrücke, fällt schon mal niemandem auf. Klöße haben ja schließlich im Kopf der Allgemeinheit keinen Zucker und davon tun dann auch drei auf einmal meinen Werten absolut nichts – wenn man meiner Verwandtschaft glauben darf. Glühwein? Rein damit. Aber Finger weg von den Plätzchen. Außer natürlich von den Diabetikerplätzchen mit dezentem Süßstoffnachgeschmack vom Bäcker, der bei Tante Hildegard um die Ecke liegt.

Weihnachtsbaumkugeln Was mir in solchen Momenten hilft? Einmal natürlich mein quasi endloser Geduldsfaden, der mit jedem Tag und jedem Jahr mit Diabetes ein bisschen länger und fester wird. Durchatmen – denn ich kenne mich auch nicht mit jeder chronischen Krankheit dieser Welt aus, aus dem simplen Grund, dass ich tagtäglich nur mit meiner eigenen leben muss. Und: Erklären, erklären, erklären. Immer wieder von Neuem ansetzen, den Zusammenhang zwischen Nahrung und Blutzucker und Insulin in möglichst einfachen Worten erklären. Sensoren und Pumpen rausholen, erzählen, was sie tun und wie sie mir den Alltag vereinfachen. Und dann wird aus den starren Vorurteilen oft Interesse und ein erstaunter Blick, wenn der Schoko-Nikolaus dank ausgefeilter Bolusabgabe kaum auf der Glukosekurve zu sehen ist.

Und wenn Tante Hildegard spätestens bis Ostern wieder vergessen hat, was ich ihr erzählt habe und mir statt Schokolade lieber ein paar Euro zusteckt? Dann ist das okay. Ich erkläre nochmal von vorne – und kaufe mir von diesem Geld eben selbst Schokolade.

Frohe Weihnachten!

Eure

Ramona